„Undercover unter Nazis“ – Film und Filmgespräch am HBG

Dass der Weg in den Rechtsradikalismus bei Jugendlichen häufig über die Musik führt, ist eine allgemein bekannte Tatsache und wurde jüngst vom NSU-Ausschuss des Baden Württembergischen Landtages im Abschlussbericht hervorgehoben. In dem Dokumentarfilm „Blut muss fließen – undercover unter Nazis“ werden Szenen aus illegalen Rechtsrock-Konzerten sowie  Gespräche mit der Polizei, Politikern und Bürgern der betroffenen Kommunen gezeigt. Die Vorarbeit dauerte Jahre, war mühsam und gefährlich, denn der Kameramann filmte heimlich auf ca 50 Konzerten, die nur Insidern zugänglich waren. Um als solcher zu gelten, tarne er sich als Neo-Nazi und infiltrierte die rechte gewaltbereite Szene. Eine hervorragende Ausrüstung war bei diesem Unterfangen seine Lebensversicherung. Er ist bis zum heutigen Tag anonym geblieben und fungiert im Film als die Kunstfigur Thomas Kuban. Der Journalist und Regisseur Peter Ohlendorf realisierte den Film und vertritt ihn in der Öffentlichkeit. Seinen Durchbruch erlebte „Blut muss fließen“ 2012 auf der Berlinale, wo er mit einem zweiten Preis in der Sparte Dokumentarfilme ausgezeichnet wurde.  

Alle zehnten Klassen und einige Oberstufenkurse des HBG konnten den Film anschauen und anschließend mit dem Regisseur Peter Ohlendorf darüber diskutieren. Manche gezeigten Sequenzen waren ungewohnt und schwer erträglich. Umso wichtiger war das anschließende Filmgespräch. Zur Sprache kam der Umgang mit verbaler und physischer Gewalt und dem, was in einer demokratischen Gesellschaft verteidigungs- und schützenswert ist. Welche Bands und welche Texte rechtsradikales Gedankengut verbreiten und wie sich manche Gedanken in der Alltags-, hier v.a. in der Jugendsprache fortsetzen, wo Begriffe wie „du Opfer, du Kanake, du Jude“ selbstverständlich geworden sind, wurde angeregt diskutiert. Mit einem Appell an gegenseitigen Respekt und achtsamen Umgang miteinander endete das Filmgespräch.

Wir danken dem Förderverein des HBG, der die Veranstaltung ermöglichte und Peter Ohlendorf für sein Entgegenkommen und für sein großes Engagement.

Februar 2019, Margarete Pfeiffer, Lehrerin am HBG