Start des Wetterballons geglückt

Zwei Meter großer Riese hebt erfolgreich vom Hof des Hans-Baldung-Gymnasiums in Richtung Weltall ab.
Schulgemeinschaft, Stadtverwaltung und ein Astronaut waren beim Start dabei. Von Cornelia Villani (Gmünder Tagespost)

Eindeutig ein Gänsehautmoment: „20, 19, 18“, tönte es aus mehreren hundert Kehlen am Freitagmittag auf dem Hof des Hans-Baldung-Gymnasiums (HBG). Laut hörte man vor allem die Schülerinnen und Schüler, von denen die meisten ein Handy gezückt hatten. Sie filmten, wie zwei Jungs des Teams „Projekt:Strato“ am Ende des Countdowns den riesigen weißen Ballon von der Leine ließen. Sofort stieg der gut zwei Meter große Riese in den Himmel. An Schnüren zog er einen roten Fallschirm sowie eine Box hinter sich her, etwa so groß wie eine Getränkekiste. Der Start des Wetterballons, den ein Schülerteam des HBG mit Hilfe der Gmünder Wissenswerkstatt Eule zu Experimentierzwecken an den Rand der Erdatmosphäre schickt, ist geglückt. Mindestens die gesamte Schulgemeinschaft hatte sich um 11.30 Uhr im Pausenhof versammelt, wo der Ballon von Schülern vorbereitet worden war. Bevor es losging, wurde Thomas Reiter über Monitor zugeschaltet. Der  ehemalige Astronaut befand sich 1995 und 2006 für jeweils ein halbes Jahr im All, war sichtlich begeistert vom Projekt und beantwortete Fragen. Pablo vom „Projekt:Strato“-Team wollte etwa wissen, was im All schön und was schlimm gewesen sei. „Der Start war super, ein unglaublicher Ritt“, erzählte Reiter. Toll sei auch der Blick auf die Erde bei Außeneinsätzen. „Nicht so angenehm auf Dauer ist die Enge in der Raumstation.“ Anschließend zählte der Astronaut den Countdown mit. Mehr als vier Monate Arbeit lag da hinter den 15 Jungen und zehn Mädchen aus der Robotik und der MINT AG. Planung, Ausarbeitung und Design hatten sie verantwortet. Jetzt folgen noch Auswertung, Präsentation und Dokumentation. Selbst überlegt haben sie sich die Frage, die hinter ihren Forschungen steht, erzählte Lehrerin Kathrin Schmid: „Ist die Stratosphäre ein lebensfeindlicher Ort?“ Schmid und ihre Kollegin Christin Landeck haben das „Projekt:Strato“ in erster Linie begleitet, ebenso wie das gesamten Team der Eule. Stolz schauten alle am Freitagmittag in den Himmel, wo der Ballon immer kleiner wurde. Mit fünf bis sechs Metern pro Sekunde stieg er auf. Drei Stunden soll er in Richtung Weltall fliegen, bis er sich auf über zwölf Meter ausdehnt und schließlich platzt, hatte Eule-Mitarbeiter Dominik Minet erklärt. „Wie lange dauert es dann, bis die Sonde am Fallschirm wieder auf der Erde landet?“, fragte Richard Arnold. Der Oberbürgermeister begleitete den Ballonstart mit Interesse. „30 Minuten“, antwortete ihm Lehrerin Landeck. Danach soll der eingebaute GPS-Tracker über Funk mitteilen, wo die Sonde gelandet ist. Daran knüpfte übrigens ein Gewinnspiel an, das gleichzeitig Spenden für Hilfe in der Ukraine sammelte: Für zwei Euro durfte jeder schätzen, wie weit entfernt der Landeplatz liegen wird. Hauptgewinn ist ein Besuch im Stuttgarter Planetarium. Einfach rundum ein tolles Projekt, lobte Veit Botsch. „Ich bin völlig begeistert“, sagte der Schulleiter und erzählte, dass er es sich genauso gewünscht habe: „Dass die ganze Schulgemeinschaft daran teilnimmt.“ Die Zusammenarbeit mit der Eule sei außerdem super gewesen. Deren Geschäftsführer Michael Nanz verriet: „Meine Mitarbeiter und einige Schüler machen sich nachher auf die Suche nach der Sonde.“ Er erzählte, dass eine Versicherung für das Flugobjekt abgeschlossen werden musste. Und dass die Landesluftfahrtbehörde informiert gewesen sei. Finanziert wurde das Schulprojekt von der Eule, der Kreissparkasse Ostalb und der Gmünder Firma Chocal Packaging. Als nächstes werten die Schülerinnen und Schüler aus, wie sich Pflanzen, Eiklar und Hefepilz in der Erdatmosphäre verhalten haben. Diese und mehr flogen nämlich in der Sonde mit. Die Ergebnisse stellt das Team beim Schulfest am 22. Juli vor.

Mehr Bilder und ein Video zum HBG-Projekt gibt's auf www.gmuender-tagespost.de