Klare Signale gegen den Terror: Anteilnahme und Gedanken am HBG

Stellwand mit Meinungsäußerungen der Schüler/innen

Montag, 12 Uhr: Die Welt hält drei Tage nach den barbarischen Anschlägen in Paris inne. 60 Sekunden lang. In Gedenken an die Opfer des Terrorakts. Doch wie geht es weiter? Droht ein Krieg? Welche Folgen haben die Anschläge? Menschen jeden Alters machen sich ihre Gedanken – auch in und um Schwäbisch Gmünd. „In was für einer Welt leben wir eigentlich?“, fragen sich Emre (17), Manuel (16) und Ria (15), Schüler am Hans-Baldung-Gymnasium (HBG). Seit Tagen verfolgen sie und ihre Mitschüler die Ereignisse in der französischen Hauptstadt. Trauer, Wut und Unverständnis begleiten sie dabei. Aber auch Angst. Angst vor weiteren Anschlägen. Angst vor einem Krieg. „Der Terror ist plötzlich so nah“, sagt die 15-jährige Ria. „Klar machen wir uns Gedanken.“ Kultusminister Andreas Stoch hat sie und alle anderen Schüler im Land zu einer Schweigeminute für die Opfer aufgerufen. Manuel und Emre übernehmen am HBG dafür die Ansprache über Lautsprecher: „Lasst uns 60 Sekunden schweigen, gemeinsam ein Zeichen gegen den Terror setzen und den Angehörigen der Opfer beistehen.“ Stille. Gemeinsam wollen Gmünds Schüler noch in dieser Woche ein weiteres Zeichen gegen den Terror setzen. Sie wollen schweigend durch die Straßen ziehen und für eine friedliche Zukunft demonstrieren. „Schweigemarsch“ nennen sie es. Ein genauer Termin dafür steht noch nicht fest. Bis es soweit ist, können Schüler am HBG auf einer Stellwand ihre Gedanken, Ängste oder Trost spendenden Worte für die Terroropfer von Paris niederschreiben. Und die Schüler finden klare Worte: „Gewalt ist ein Anzeichen für mangelnde Intelligenz!“ oder „Das kann so nicht weitergehen!“. Schüler wollen mehr über Terrorismus wissen. Wichtig sei auch, so der 17-jährige Emre weiter, dass „wir Schüler im Unterricht mehr über den Terrorismus aufgeklärt werden.“ Vor allem über seine Hintergründe. Ein Anliegen, das die Schulleiter im Gmünder Raum gerne erfüllen wollen. „Um zu informieren – aber auch, um Ängste abzubauen“, sagt Reinhold Müller, Rektor des Scheffold-Gymnasiums. Die Frage, ob geplante Austauschprogramme mit französischen Schulen oder Ausflüge nach Frankreich vorerst auf Eis gelegt werden, verneint Thomas Dietrich, Schulleiter vom Lorcher Gymnasium Friedrich II. „Wir wollen da hin. Und wir fahren da auch hin“, sagt er. „Das Gute sei stärker als das Böse“, so Dietrich weiter, und so solle es auch bleiben. Auch die Gmünder Stadtverwaltung zeigt sich betroffen ob des Terroranschlags. „Wir sind alle erschüttert“, sagt Stadtsprecher Markus Herrmann. Vom kleinsten Mitarbeiter bis hin zu Oberbürgermeister Richard Arnold. Nun sei es wichtig, so Herrmann, wie auf die Anschläge reagiert werde. Seine Antwort: „Wir werden unsere Freiheit nicht aufgeben und weitermachen wie bisher.“ Heißt: Alle in naher Zukunft in Gmünd und Umgebung geplanten Feste werden gefeiert, wie sie fallen. Eine mögliche Terrorgefahr sieht die Stadt derweil nicht. Dennoch „werden wir unsere Augen nicht verschließen“, sagt Herrmann. So werde es vor Großveranstaltungen, wie beispielsweise dem anstehenden Weihnachtsmarkt vom 27. November bis 20. Dezember, intensive Gespräche mit der Polizei geben, um die Sicherheit gewährleisten zu können. Dass sich bei einigen Bürgern nun Ängste und Vorurteile gegenüber Flüchtlingen und Muslimen verfestigen könnten, sei eine große Gefahr. Aber unnötig, sagt Herrmann. „Die Flüchtlinge, die zu uns kommen, fliehen genau vor solchen Terrorregimen und Verbrechern.“ Das Mitgefühl unter ihnen sei ebenfalls sehr groß. Auch bei den Mitgliedern der muslimischen Gemeinde in Gmünd. Die Wirtschaft kann die Folgen noch nicht abschätzen. Mit einer Niederlassung, weiteren Büros in Paris und weit über 300 Mitarbeitern ist auch das Gmünder Unternehmen Weleda eng mit Frankreich verbunden. Weswegen sich europaweit alle Mitarbeiter des Naturkosmetikherstellers an der Schweigeminute beteiligten. Welche Folgen die Terroranschläge auf die Wirtschaft haben könnten, sei noch nicht abzuschätzen, sagt Weleda-Sprecher Theo Stepp. Seiner ganz persönlichen Meinung nach könnten die Anschläge aber „sicher riskant für die Wirtschaft“ werden. So könnte beispielsweise das Konsumverhalten etwas zurückgehen. Dies sei nach den Anschlägen auf das World Trade Center am 11. September 2001 bereits der Fall gewesen.