„Yvonne, die Burgunderprinzessin" - großes Theater!

Man kann alles mit ihr machen

Der Kurs „Literatur und Theater“ der Kursstufe 1 des Hans-Baldung-Gymnasiums inszenierte das Drama „Yvonne, die Burgunderprinzessin“ von Witold Gombrowicz. Bei den beiden Vorstellungen am 22.07.2021 in der Theaterwerkstatt in Schwäbisch Gmünd präsentierten sich die Schülerinnen und Schüler des Kurses voller Spielfreude, Witz und Ideenreichtum.

Bei der Auswahl des Stückes waren die Schülerinnen und Schüler mit beteiligt und ihnen gefiel die leicht schräge Story rund um Yvonne von Anfang an: Yvonne ist eine junge Frau, leider eher unattraktiv, die von ihren Tanten wie auf einem Markt zum Heiraten angeboten wird. Prinz Phillip, ein launischer und selbstverliebter Königssohn, entdeckt Yvonne und fühlt sich von ihrer Hässlichkeit angezogen. Er beschließt sie zu heiraten, allerdings nicht aus Liebe, sondern um seinen Eltern zu zeigen, dass er gegen den Palast revolutionieren kann. Yvonne kommt an den Hof – und schweigt. Jegliche Versuche, sie zum Reden zu bringen scheitern. Damit wird Yvonne zum Objekt, mit dem man alles machen kann. Ihr permanentes Schweigen reizt sowohl den Prinzen als auch seine Eltern. Sie verlieren permanent die Contenance und reagieren mit Wutausbrüchen, denn mit dem Verhalten Yvonnes, das so gar nicht in ihre royale Welt passt, können sie nichts anfangen. Yvonnes Anwesenheit verunsichert sie so sehr, dass sie beschließen, die junge Frau umzubringen: Es werden verschiedene Mordpläne geschmiedet, vereitelt und letztlich erstickt Yvonne an einer Gräte – so, wie es sich der Kammerherr und der König ausgedacht haben.

Inszeniert wurde das Drama in der Theaterwerkstatt mit einem sehr reduzierten Bühnenbild. Da der Literatur und Theaterkurs in der Turnhalle unterrichtet wird, wurden für das Bühnenbild Turngeräte verwendet, die multifunktional eingesetzt werden konnten. Immer wieder unterstützen Musik- und Tanzeinlagen die Aussageabsicht der Szenen, teilweise wurden Inhalte auch non-verbal umgesetzt. Die Licht- und Tontechniker Lukas Koppelmann und Fabian Schneider intensivierten die Inszenierung durch ein durchdachtes Beleuchtungskonzept der Bühne. Prägender Bestandteil der Dramaturgie war der Chor, der in sich wandelnder Form und mit unterschiedlichsten Facetten das Geschehen auf der Bühne mitbestimmte. Amy Abele, Emely Baumgärtner, Valeska Bundschuh, Gerrit Dickmeiß, Johannes Kittel, Leonie Maier, Johannes Mößner, Aeneas Schulze, Lars Spiller und Jana Zimmerhackel überzeugten im Chor und in diversen Nebenrollen durch präzises Spiel und eine beeindruckende Wandlungsfähigkeit im Ausdruck. Darüber hinaus waren die Leistungen der Darsteller der Hauptrollen beachtlich. Filip Herceq verkörperte den von sich selbst überzeugten Prinzen mit einer Mischung aus Stolz und Wahnsinn. Das Königspaar wurde von Noemi Sandner (Königin) und Samantha Feifel (König) authentisch dargestellt. Immer wieder mussten die Schauspielerinnen verschiedene Emotionen zeigen, teilweise wechselten diese von einer Sekunde auf die andere. Zwei heimliche Hauptrollen waren die Figuren Kammerherr (Jana Richter) und Cyrill (Michelle Kinn). Der Kammerherr als Kumpel des Königs musste einerseits unterwürfig und dienend dem König das Gefühl geben, dass jener mächtiger sei als er. Andererseits wurde im Verlauf der Handlung immer deutlicher, dass gerade der Kammerherr der eigentliche Strippenzieher ist. Die Figur „Cyrill“ wurde von den Schülerinnen und Schülern modernisiert: Cyrill war der Bro des Prinzen, der coole Typ, der Chiller, der vom Verhalten des Prinzen mega-genervt war – Michelle Kinn wusste dies hervorragend umzusetzen. Die Namensgeberin des Stücks, die Figur Yvonne, kam ohne Text aus und musste durch non-verbales Spiel und Körperarbeit Inhalte transportieren. Diese Herausforderung konnte Annika Widmann überzeugend meistern.