Was tun, wenn ... die Freundin Drogen nimmt?

Beim Mitmach-Theater der „Wilden Bühne“ suchen Gmünder Achtklässler Antworten auf Drogensucht, Mobbing und Gruppenzwang. Erwischt: Der Lehrer hat Denise und Kevin auf frischer Tat ertappt – beim Haschisch rauchen. Sie können den Joint noch wegschmeißen und beteuern dann ihre Unschuld. Doch der Lehrer glaubt ihnen nicht. Er will auch Natalie bestrafen, weil die mit den beiden Rauchern zusammen stand. „Was soll sie jetzt tun?“, fragt Rüdiger Erk, Theaterpädagoge und Moderator der Theatergruppe „Wilde Bühne“, seine Zuschauer.

Montagvormittag führte die „Wilde Bühne“, eine Stuttgarter Theatergruppe, in der Mensa des Parler-Gymnasiums zwei Präventionstheaterstücke auf. Organisiert waren die drei Vorführungen der zwei Stücke vom Arbeitskreis „Sicheres Gmünd“, dem Landeskriminalamt sowie dem Parler-Gymnasium, dem Hans-Baldung-Gymnasium (HBG) und der Schiller-Schule.

Die Achtklässler der drei Schulen konnten sich während der Vorführung aktiv in die Handlung mit einbringen. Zu Beginn der Vorstellung stärkte Moderator Rüdiger Erk das Wir-Gefühl des Publikums: Die Schüler forderte er zu Übungen auf und dazu, sich gegenseitig zu umarmen. Dann spielten die fünf Schauspieler kurze Szenen. In der Ersten geht es um ein heimlich im Unterricht gefilmtes Handy-Video, das im Internet einen Mitschüler bloßstellt. Die Handlung hat kein Finale. Die Schüler sollen selbst eine Lösung finden.

Erk fragt die Schüler, was sie an Stelle des Opfers oder eines unbeteiligten Zeugen tun würden. Achmed schlägt vor, dass das Opfer nach dem Unterricht zum Lehrer gehen soll, um nicht vor der Klasse als Petze zu gelten. Unter tosendem Applaus bittet ihn Erk auf die Bühne. Für einige Szenen schlüpft Achmed in die Rolle des Opfers und versucht seinen eigenen Ratschlag zu befolgen. Die Schauspieler improvisieren und versuchen es ihm bei der Umsetzung schwer zu machen. Sie lachen ihn aus und versuchen die Sache herunterzuspielen. Auch die Rolle der dabeistehenden Zeugen nehmen die Schüler ein und versuchen die Situationen zu entschärfen.

Einige Versuche der Schüler laufen ins Leere. Andere Schüler sind dagegen sehr selbstbewusst. Beim Stück „Kartoffelkrise im Schullandheim“, schlägt eine Schülerin der Schauspielerin den Joint aus der Hand und muss sich dafür viele Beleidigungen anhören. Ein Schüler schafft es gar, die Schauspielerin zu überreden, den Drogenkonsum zuzugeben und auf ihre eigene Kappe zu nehmen.

Das Publikum aus 13- bis 15-Jährigen ist mit Feuereifer dabei und diskutiert die Lösungen auf Vor- und Nachteile. Ist es besser, seine Freunde zu verpetzen, um einer Strafe zu entgehen? Was ist eine gerechte Strafe für die Täter?

Zwischendurch klärt Sarah Kroisant, Jugendsachbearbeiterin der Polizei Gmünd, auf über die rechtlichen Konsequenzen von Drogenkonsum und illegal im Internet verbreiteten Aufnahmen. Zu guter Letzt berichten die Schauspieler von ihren persönlichen Erfahrungen. Alle Mitglieder der „Wilden Bühne“ kämpften selbst mit Suchterkrankungen. Auch Online- und Handy-Sucht wird thematisiert.

„Das Stück lässt die Jugendlichen die Gefühlswelten von Opfern und Zeugen erkennen“, sagt Rabea Haug vom Arbeitskreis „Sicheres Gmünd“. „Es ist wichtig, dass auch die Situation der Unbeteiligten thematisiert wird und wie diese Helfen können“, findet Ralf Schmiedel, Lehrer vom HBG.

© Gmünder Tagespost 02.07.2018 17:59