Sieht die Welt morgen ganz anders aus?

„Gut, dass die Dame den Stick nicht reingeschoben hat“ so eine spontane Reaktion des jüngsten Zuschauers bei der Premiere von „Code Zero oder das Lächeln der Mona Lisa“ am Donnerstag, den 19.07.2018 in der Theaterwerkstatt in Schwäbisch Gmünd. Der Stick, auf dem der „Code Zero“ ist – dies die Idee der Theaterproduktion – „ist das radikalste Computerprogramm, das einmal ins Internet gebracht, die Welt ins analoge Zeitalter zurückschiebt“. So die Worte von General Walther de Ruyter (gespielt von Lewis Veith) ungefähr in der Mitte des Stückes. Harmlos begann der Theaterabend mit dem Rollentausch der Kamerafrau Lucy C. (gespielt von Jenny Bretschneider) mit der bisherigen Reporterin Anna A. (gespielt von Jana Richter). Als die Putzfrau im Louvre Lisa Müller (gespielt von Azra Ates) in der ersten Reportage auftaucht, entwickelt sich eine Spur, die sie später zu einer Verdächtigen beim Raub der Mona Lisa wird. Denn dies ist die Verbindung vom „bestbewachten Gemälde der Welt“ und dem „Code Zero“, da dieser an der Rückwand der Mona Lisa befestigt war. Der Diebstahl der Mona Lisa entsprang einem Wunsch von Gerlinde (gespielt von Jasmin Lutsch), die kurz vor Ende ihres Lebens ihrer Pflegetochter Mira (gespielt von Marie Fuchs) diesen Wunsch mitteilte. Das Bild jedoch wird von der Mittäterin Michelle S. (gespielt von Emma Eberle) aus rein finanziellem Interesse nicht zurückgebracht, so der Auftrag von Mira. Dieser Umstand wird dem Zuschauer erst am Schluss klar, da die Inszenierung an zwei Szenen nicht alle Sätzen von Michelle S. im Gespräch mit Mia L. hörbar gemacht hatte. Haupt- und Drehort des Stückes ist jedoch das Arbeitszimmer der französischen Präsidentin Francesca Macron (gespielt von Elva Jochum), bei der alle Fäden zusammenlaufen, die immer mehr unter Druck gerät und am Ende an die Grenze ihrer Nerven gelangt. Ihr zur Seite steht General de Ruyther, der zunächst vorschlägt, dass Kira, Macrons Assistentin (gespielt von Paula Fuchs) die Ermittlungen übernimmt, bald aber vom Detektivduo Sophia Roberts (gespielt von Alessia Fiore) und Max (gespielt von Marius Rometsch) abgelöst wird. Diesem „genialen Duo Infernale“ gelingt es dann nach einigen Wirren und Verwechslungen, die echte Mona Lisa wieder zurückzubringen. Jedoch der „Code Zero“ fehlt und dies bringt Macron in der vorletzten Szene dazu, eine Konferenz der G8 zu planen, um „die Rückkehr ins analoge Zeitalter „top secret“ vorzubereiten. In der letzten Szene wird deutlich, wo der „Code Zero“ abgeblieben ist, nämlich in der Hand der Bestatterin Stéphanie M. (ebenfalls gespielt von Jana Richter), die nun überlegt was sie mit diesem machen soll. Soll sie ihn der inzwischen toten Gerlinde zurückgeben oder ihn in ihrem Laptop aktivieren. Das Ende bleibt offen, so auch der letzte Satz des Stückes: „Mal sehen, vielleicht sieht die Welt morgen ganz anders aus.“ Kein Wunder, dass der jüngste Zuschauer des Stückes, von der Inszenierung im Bann gezogen, spontan sagt: „Gut, dass die Dame den Stick nicht reingeschoben hat.“ Für alle Besucher war dieses Stück eine reife Leistung einer Kriminalgeschichte, die einen Tiefgang nicht vermissen ließ und Fragen an uns und die Gegenwart stellte. Will man mehr von einer gelungenen Theaterproduktion erwarten?